Produktionsplanung und Steuerung – und warum wir nur von Produktionsplanung sprechen sollten

Produktionsplanung und Steuerung – und warum wir nur von Produktionsplanung sprechen sollten


Missverständnisse in der Produktionsplanung – Ein gängiges Problem

Kennen Sie das? In einem Meeting spricht jemand von Produktionssteuerung, ein anderer von Fertigungsplanung – und am Ende meint jeder etwas anderes? Dieses Begriffswirrwarr führt nicht nur zu Missverständnissen, sondern kann auch echte Probleme in der Produktion verursachen.  Begriffe wie Produktionsplanung, Produktionssteuerung, Fertigungsplanung oder Programmplanung werden je nach Unternehmen unterschiedlich verwendet – und oft mit unterschiedlichen Bedeutungen belegt. Während manche Begriffe synonym verwendet werden, haben sie für andere Unternehmen eine klar definierte Abgrenzung. Das führt nicht selten zu Missverständnissen in der Kommunikation zwischen Abteilungen oder sogar zwischen Wissenschaft und Praxis.

Nun könnte man meinen, dass zumindest in der Wissenschaft eine klare Einordnung existiert. Doch weit gefehlt! Auch dort gibt es keinen Konsens darüber, wie Produktionsplanung und -steuerung systematisch abgegrenzt werden sollten. Dies zeigt sich deutlich in der umfassenden Analyse von Meudt et al. (2017), die verschiedene Modelle zur Gliederung der Produktionsplanung und -steuerung untersucht.

Wir zeigen Ihnen in diesem Artikel:

Ein Überblick über die wichtigsten Begriffe und ihre Bedeutungen.
Eine Einordnung in drei Schemata der Wissenschaft.
Unsere Empfehlung für die Praxis: Warum es sinnvoll ist, von „Produktionsplanung“ als Oberbegriff zu sprechen.

 

Produktionsplanung und Produktionssteuerung – Eine Begriffsklärung

Produktionsplanung und -steuerung (PPS) umfasst alle Maßnahmen, die zur Planung und Steuerung von Produktionsprozessen nötig sind. Traditionell wird unterschieden zwischen

  • Produktionsplanung – Alle vorbereitenden Maßnahmen, die vor der eigentlichen Fertigung stattfinden.
  • Produktionssteuerung – Maßnahmen zur Umsetzung und Anpassung der Planung während der Produktion.

Doch innerhalb dieser Kategorien gibt es zahlreiche Unterbegriffe, die teils synonym verwendet oder unterschiedlich interpretiert werden:

In der Praxis und der Wissenschaft werden vor allem die Auftragsfreigabe und Ablaufplanung unterschiedlich eingeordnet: Gehören sie zur Planung oder bereits zur Steuerung? Je nach Modell gibt es hier abweichende Sichtweisen.

20 Definitionen - Wissenschaftliche Schemata zur Einordnung von PPS

In der wissenschaftlichen Literatur gibt es verschiedene Konzepte zur Strukturierung von Produktionsplanung und -steuerung. Meudt et al. (2017) haben 20 Definitionen verglichen und dabei drei zentrale Schemata identifiziert:

  • Schema 1: Auftragsfreigabe und Ablaufplanung gehören zur Steuerung (Gabler Wirtschaftslexikon, 2015)
  • Schema 2: Auftragsfreigabe gehört zur Planung, Ablaufplanung zur Steuerung (Kiener et al., 2009)
  • Schema 3: Auftragsfreigabe gehört zur Steuerung, Ablaufplanung ist Teil der Planung (Wiendahl, 2014)
Diese Modelle zeigen: Es gibt keine einheitliche Einteilung. Jedes Konzept hat seine Berechtigung und spiegelt unterschiedliche Sichtweisen wider.

Das Aachener PPS-Modell – Das bekannteste Modell im deutschsprachigen Raum

Eines der bekanntesten Modelle in Deutschland ist das Aachener PPS-Modell, das an  der RWTH Aachen entwickelt wurde.

Das Aachener PPS-Modell

  • Strukturierte Einteilung der Produktionsprozesse in Planungs- und Steuerungsaufgaben.
  • Starke Fokussierung auf Eigenfertigungsplanung und -steuerung.
  • Praxisorientiert: Entwickelt zur besseren Umsetzung von PPS-Systemen in Unternehmen.
Das Aachener Modell wird besonders in der Lehre und in der industriellen Anwendung als Referenzmodell für PPS-Prozesse genutzt.

Fazit: Warum wir nur von Produktionsplanung sprechen sollten

Da es weder in der Praxis noch in der Wissenschaft eine einheitliche Definition von Produktionsplanung und Produktionssteuerung gibt, empfehlen wir eine vereinfachte Sichtweise für die Praxis:

Wenn wir von Produktionsplanung sprechen, meinen wir alle Aufgaben – von der Programmplanung bis zur Auftragsüberwachung.

Diese Vereinfachung bietet Vorteile:

  • Klare Kommunikation: Keine Missverständnisse zwischen Planung und Steuerung.
  • Praxisnähe: Unternehmen setzen oft flexible Prozesse ein, die sich nicht streng trennen lassen. 
  • Bessere Integration in IT-Systeme: Viele ERP- und MES-Systeme berücksichtigen keine strikte Trennung.

Was bedeutet Produktionsplanung in Ihrem Betrieb?

In vielen Unternehmen gibt es unterschiedliche Begriffe für ähnliche Prozesse. Wie sieht es in Ihrem Unternehmen aus? Nutzen Sie eine klare Unterscheidung zwischen Planung und Steuerung, oder wird alles unter einem Oberbegriff geführt?

 
Schreiben Sie uns Ihre Meinung in die Kommentare oder kontaktieren Sie uns direkt – wir freuen uns auf den Austausch! 

Quellen: Meudt, T., Wonnemann, A., & Metternich, J. (2017). Produktionsplanung und -steuerung (PPS) – ein Überblick der Literatur der unterschiedlichen Einteilung von PPS-Konzepten [Report]. Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt. LINK
Kiener, S.; Maier-Scheubeck, N.; Obermaier, R.; Weiß, M. (2009): Produktions-Management. Grundlagen der Produktionsplanung und -steuerung. 9., verb. und erw. Aufl. München: Oldenbourg
Gabler Wirtschaftslexikon: Stichwort: Produktionsplanung und -steuerung, online im Internet: Hg. v. Springer Gabler Verlag. Online verfügbar unter „LINK„, , zuletzt geprüft am 05.02.2025.
Wiendahl, H.-P. (2014): Betriebsorganisation für Ingenieure. 8., überarb. Aufl. München: Hanser. Online verfügbar unter „LINK“ 

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